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Die Nutzpflanzen-Ausstellung im Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Universität

Das gute Wetter habe ich heute für einen Ausflug an „meine“ Uni genutzt. Heute gab es eine Führung von Professor Peter Westhoff durch die Ausstellung „Nutzpflanzen – Gestern|Heute|Morgen“, die seit 26. Juni 2015 bis Ende 2016 geöffnet ist. Sonntags um 15 Uhr finden Führungen zu verschiedenen Themen statt.

Ausstellung_Termine

Führungen zur Ausstellung Nutzpflanzen – Gestern|Heute|Morgen; Foto: Ricarda Schügner

Da wir im Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sind (und nicht in irgendeinem Museum), handelt es sich bei der Ausstellung nicht um Fotos oder Modelle, sondern um lebende Pflanzen in Beeten. Man kann die Pflanzen sehen, tatsächlich auch mal anfassen und vor allem ihren Duft riechen. Meine Empfehlung: die Kräuterecke mit ihren Aromen.

Professor Westhoff, Direktor des Botanischen Gartens, erläuterte in der Einführung, dass er den Begriff „Kulturpflanzen“ dem Begriff „Nutzpflanzen“ vorzieht. In der Ausstellung werden Pflanzen gezeigt, die von Menschen ausgewählt und gezüchtet wurden (= Kulturpflanzen), während der Begriff „Nutzpflanzen“ nur eine Nutzung durch den Menschen bedeutet. Eine Nutzpflanze könnte somit auch eine gesammelte Wildpflanze sein.

Der ersten „Hingucker“ bei der Führung war ein Beet mit sehr dekorativen, riesigen Blütenständen. Von der Art der Blüten hätte ich auf irgendwas mit „Allium“ (z.B. Zierlauch) getippt, aber dass es sich bei den Pflanzen um unser Gemüse Porree (bzw. Lauch 🙂 ) handelt, ist mir erst beim zweiten Blick aufgefallen. Seht selbst:

Porree

Porree (Lauch) in voller Blüte; Foto: Ricarda Schügner

Die Ausstellung ist nach Nutzung sowie Inhaltsstoffen sortiert. Neben Beeten mit ölhaltigen, eiweißhaltigen und kohlenhydrathaltigen Pflanzen findet man Beete für „Geist und Seele“ (u. a. mit Tabak), Kräuter, Kohl und „Färbe Pflanzen“. Eine komplette Reise durch die Nahrungs- und Genussmittel. Da in meiner Familie immer „gegärtnert“ wurde, kannte ich eine Reihe der Pflanzen. Was mir jedoch nicht bewusst war, war die Tatsache, dass die wichtigsten Nahrungspflanzen erst nach Europa eingeführt wurden. Die Geschichte/Einführung der Kartoffel aus Südamerika war mir noch bekannt (ist ja nicht sooo lange her), aber dass auch unsere Getreide Weizen und Roggen (aus dem Vorderen Orient) nicht heimisch sind, war mir neu.

Zu den eiweißreichen Nahrungspflanzen gehören die Leguminosen, wie unsere Bohnen und Erbsen. Die Besonderheit dieser Schmetterlingsblütler ist ihr Zusammenleben mit Bakterien. Die Leguminosen leben in Symbiose (was bedeutet, dass das Zusammenleben für beide Arten vorteilhaft ist) mit Bakterien, die den Stickstoff aus der Luft in für die Pflanzen nützlichen Dünger umwandeln können. Die Bakterien erhalten dafür von den Pflanzen produzierte Nahrung. Da die Stickstoffverbindungen ein wertvoller Dünger für die Felder sind, werden Lupinen (auch Leguminosen) als Gründünger eingesetzt. Die Leguminosen bieten auch eine Pflanze, die sowohl wertvolle Eiweiße wie auch Fette liefert: die Sojabohne.

Weiterhin gibt es eine große Auswahl an verschiedenem Kohl: Blumenkohl, Rotkohl… Also ist für jeden was dabei. 😉

Kohl

Verschiedene Kohlsorten; Foto: Ricarda Schügner

In weiteren Beeten wurden Pflanzen gezeigt, die zum Färben von Kleidung verwendet werden oder dem Genuss dienen. Mein Favorit ist allerdings das Kräuterbeet. Hier gibt es nicht nur duftende Kräuter, sondern auch scharfe 🙂 – wie Chili in Variationen.

Im Bereich zur Zukunft der Nutzpflanzen wird die Frage gestellt: Wovon leben wir morgen?

Schild_Zukunft

Die Frage zur Zukunft: Wovon leben wir morgen? Foto: Ricarda Schügner

In diesem Teil der Ausstellung sind neben Nahrungspflanzen auch Pflanzen zu finden, die einen besonders hohen Biomasseertrag haben und zur Gewinnung von Bioenergie eingesetzt werden.

Einerseits wird auf diese Weise Energie aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen, aber andererseits gehen Flächen zum Anbau von Nahrungspflanzen verloren. Im Hinblick auf eine wachsende Weltbevölkerung und die Notwendigkeit von Nahrungsimporten sowie Tierfutterimporten ist eine Abwägung erforderlich, ob Nahrungspflanzen oder Biomassepflanzen angebaut werden sollen. Eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes zur Flächenbelegung von Ernährungsgütern 2010 zeigt, dass die Zahl der Flächen, die für den Nahrungs- und Tierfutteranbau genutzt werden seit 2000 zurückgegangen sind (S. 7). Im gleichen Zeitraum sind die Importe für Tierfutter deutlich gestiegen (S. 11).

Eine weitere „Zukunftspflanze“ ist die Lupine, die schon seit langem als Gründüngung auf Feldern eingesetzt wird. Bisher wurde sie trotz wertvoller Inhaltsstoffe nicht als Nahrungspflanze genutzt, da sie Bitterstoffe enthält und einen sehr intensiven Geschmack aufweist. Für eine Aufbereitungsart, die den unangenehmen Eigengeschmack entfernt und die anderen Inhaltsstoffe schont, gab es den Zukunftspreis 2014. Hierzu habe ich ein Youtube-Video von Fraunhofer für euch:

Mein Tipp:

Die Ausstellung „Nutzpflanzen – Gestern|Heute|Morgen“ lohnt sich auf jeden Fall. Wer nicht an den sonntäglichen Führungen teilnehmen kann, findet viele Tafeln mit Informationen sowie Erklärungen an den einzelnen Beeten. Und hier noch einmal der Link zu den Terminen für die Führungen.

Tafeln

Die Informations-Tafeln der Nutzpflanzen-Austellung; Foto: Ricarda Schügner

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